Arbeitsbericht 1948/50 Ausstellung in der Gruga 1950

  • Arbeitsbericht 1948/50
  • Ausstellung in der Gruga 1950

Presseankündigung zur Ausstellung in der Gruga 1950

Zeitungsartikel in der Rubrik: „Aus der Stadt Essen“ erschienen Samstag, den 8. Juli 1950

Handwerk und Kunst im Einklang

Die Folkwang-Werkkunstschule stellt sich vor

Mit einer Leistungsschau, die zugleich ein künstlerisches und kunsterzieherisches Programm überzeugend sichtbar macht und umfangreiche praktische Auswirkungen der Arbeit zu erkennen gibt, stellt sich die Folkwang-Werkkunstschule nach zweijährigem Bestehen der breiten Öffentlichkeit vor. In der Grugahalle hinter den Wasserkünsten hat sich die junge Schule eine Ausstellung aufgebaut, die schon in ihrem äußeren Bild überaus ansprechend ist. Elegante Stellwände, von der Werkgruppe Metall ausgeführt und von ihrem Leiter Werner Glasenapp erfunden, gliedern den Raum in Kojen, in denen die einzelnen Werkgruppen und das Vorseminar zeigen, wie sie ihre Arbeit angehen und zu welchen Ergebnissen sie gelangt sind.

Naturgemäß hat keine andere Schule soviel Möglichkeiten, sich selbst zur Darstellung zu bringen, wie eine, die dem gestaltenden Handwerk gewidmet ist. Auszustellen, Dinge zu schaffen, die sinnvoll und sichtbar wirken, ist ja ihr eigentliches Ziel. Dennoch muß man feststellen, daß es der Folkwang-Werkkunstschule auf eine einzigartige Weise gelungen ist, dieses Ziel schon nach zwei Jahren zu erreichen. Hier ist die Demonstration einer >Idee gelungen, die heute mit starken Kräften in den kulturellen Neuaufbau hineinwirkt.

In ihren Werkgruppen Holz (W.Schulze) und Metall hat die Schule einfache Möbel entwickelt, die auf eigenen, gesetzlich geschützten Wegen zu guten Formen und vor allem – und das macht sie besonders wertvoll – zu beispiellos, niedrigen Preisen kommen. Die Schultische und -stühle, die da gezeigt werden, sind bereits, serienweise hergestellt, im Gebrauch und haben unserer Stadt viele Tausend Mark gespart. Als Beispiel sei ein großer, durch die originelle Verwendung von Baustahl fußfreier Tisch genannt, der mit sechs Stühlen – zusammen für weniger als 100 DM im Handel – zu haben ist. Aber auch anspruchsvollere Dinge sind da zu sehen, die vom Einfallsreichtum, mit dem man hier sich und den Konsumenten zu nutzen weiß, Zeugnis geben.

Von hohem künstlerischen Interesse sind die Wege, die sich in den Kojen des Vorseminars (Prof. Max Burchartz) und der Textilgruppe (Erna Hitzberger) für die Hinführung zur künstlerischen Gestaltung zu erkennen geben. Aus dem Material und aus den Elementen von Farben und Formen wird eine Verhältnis zu den Aufgaben entwickelt, für das die inneren Gesetzlichkeiten am Anfang und die Nachahmung der Natur als eine der Möglichkeiten erst an einem späteren Punkt der Entwicklung stehen. Künstlerische und handwerkliche Gesinnung kommen da zu einem überraschenden Einklang.

Eindrucksvoll legt die Werkgruppe Leder und Papier (Frida Schoy) die Arbeitsgänge des hier gepflegten künstlerischen Buchbindens dar; eine Folge großformatiger Fotos zeigt die einzelnen Phasen der Arbeit, und jeweils unter dem Foto präsentiert sich das Werkstück und das Werkzeug dazu. Auf neue, in ihren Möglichkeiten noch gar nicht abzusehende Kunststoff-Anwendungen weist die Werkgruppe Graphik (Hermann Schardt und Wilhelm Buck) hin, die neben technisch wie künstlerisch reizvollen kleineren Arbeiten eine alte Essener Stadtansicht auf einer Resopalwand ausstellt. Die Maler Theodor Rüsings, zu dessen Werkgruppe auch die Glasmaler und Mosaikkünstler rechnen, die Schriftkünstler Heinz Nienheysens und die Bildhauer, die Adolf Wamper unmittelbar an ihr Material heranführt, zeigen eindrucksvolle Proben ihrer Arbeit.

Der Leiter der Schule, Direktor Prof. Hermann Schardt, erzählte bei einer Vorbesichtigung der ab heute der Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellung, daß auswärtige Interessenten bereits die bildhauerische Arbeit einer Schülerin als Grabdenkmal erwerben wollten. Es wird, davon darf man überzeugt sein, dieser Ausstellung auch weiterhin an Anerkennung nicht fehlen. Mancher junge Mensch wird in ihr Anregungen für sein Leben finden. Dazu muß aber gleich gesagt werden, daß die Werkkunstschule, die heute 150 Tagesschüler und 250 Abendschüler hat, im wohlverstandenen Interesse ihrer Sache nur eine bestimmte Anzahl der begabtesten aufnehmen kann.

Br.